…ja genau es ist wieder so weit. Adventskalenderzeit.
Kurzfristig kam ich auf die Idee meinen Blog als kleinen Adventskalender zu benutzen J
Die ursprüngliche Idee war, dass ich euch jeden Tag eine kleine Geschichte schreibe, aber da hätte ich sicher schon viel früher mit den Vorbereitungen beginnen sollen *lach*
Deshalb gibt es nun jeden Tag etwas anderes hier zu finden.
Heute gibt es eine kleine Geschichte…
Let it snow
Sally stand ganz aufgeregt an dem niedrigen Küchenfenster. Der erste Schnee fiel. Die weißen Flocken tanzten fröhlich vom Himmel herab und verwandelten die triste Herbstlandschaft in einen romantischen Wintertraum. Das Klappern der Teekanne riss Sally aus ihren Tagträumen.

„Mama baust du mit mir einen Schneemann?“ „Dazu ist es noch zu früh, mein Schatz. Warte bis ein wenig mehr Schnee liegt“, antwortete Margret ihrer Tochter während sie den Tee für den Nachmittag zubereitete. Ob der Aufregung des Mädchens konnte sie sich allerdings ein liebevolles Schmunzeln nicht verkneifen. „Darf ich trotzdem raus?“ Sally war die Ungeduld anzumerken. Sie liebte Schnee über alles und konnte es, jedes Jahr aufs Neue, kaum erwarten, dass der Winter Einzug hielt. „Na gut, aber bleib bitte nicht zu lang, es wird bald dunkel. Und frag Lea ob sie mit möchte.“ Margret musste die letzten Worte rufen, da Sally bereits in den Flur gestürmt war, um sich anzuziehen.  Dann würde sie wohl den Nachmittagstee allein trinken müssen. Margret war schon seit geraumer Zeit alleinerziehende Mutter, nachdem sich Sallys Vater Christoph dazu entschlossen hatte sie wegen so einer jungen Büroschickse zu verlassen. Die Familie bedeutete ihm alles hatte Christoph immer wieder aufs Neue betont. Zumindest bis das junge Ding ihn um den Finger gewickelt hatte. So hatte Margret den Nachmittagstee eingeführt, um Sally wenigstens ein klein wenig das Gefühl von einer Familie vermitteln zu können. Mittlerweile war – wie so vieles – auch das nur noch reine Angewohnheit, ohne große Bedeutung.

Sally hatte sich auf den Weg zu ihrer Freundin Lea gemacht. Das war das Schöne an einer kleinen idyllischen Vorstadtsiedlung, jeder kannte jeden und man mochte sich. Die Meisten jedenfalls. Lea und Sally waren Nachbarn und im gleichen Alter, wen wunderte es da, dass sie so gut wie alles teilten. So auch die Lieblingsjahreszeit. Es schneite bereits seit dem Morgen und so verschwand die Landschaft langsam aber sicher unter einer weißen Decke.
 Sally hatte noch nicht einmal das kleine Gartentor erreicht, da stürmte ihr auch schon Lea entgegen. „Los lass uns einen Schneemann bauen!“ rief das brünette Mädchen Sally zu und warf sogleich einen Schneeball nach ihr. Sallys Antwort ging im kindlichen Lachen unter. Kichernd machten sich die Mädchen auf den Weg zur nahegelegenen Waldlichtung. Das letzte Stück rannten die beiden um die Wette und Lea erreichte keuchend die Lichtung als erste. Erschöpft ließ sie sich in den Schnee fallen. Sally konnte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und überschüttete ihre Freundin mit der weißen Pracht. Ihre Eltern würden mal wieder Belehrungen im Überfluss vom Stapel lassen, wenn sie völlig durchnässt nach Hause kamen. Den Mädchen war das egal. Lachend und über und über mit Schnee bedeckt machten sie sich daran den Schneemann zu bauen. Während Sally den Bauch formte, begann Lea damit Stöcke zusammen zu suchen und irgendetwas woraus man die Knöpfe machen konnte.
Vertieft in ihr Vorhaben bemerkten die Mädchen den großen Hund nicht, der sich am Waldrand niedergelassen hatte und die beiden – scheinbar amüsiert – beobachtete.

Erst als Sally sich nach Lea umsah, sah sie das Tier. „Lea, komm mal her. Aber ganz langsam…“ Sally wollte ihre Freundin keinesfalls erschrecken und sie hoffte dass Lea den Hund erst sah, wenn sie bei ihr war. „Ja sofort“, tönte es zurück, „nur noch den kleinen Zweig hier…“ Lea ließ sich nicht ablenken, immerhin hatte sie den perfekten Zweig als Besenersatz gefunden. Mit einem Ruck war dieser von der Birke abgetrennt. Lea verlor dadurch das Gleichgewicht und landete im Schnee. Während sie sich auf den Bauch rollte um Sally lachend zu winken, rückte der Hund in ihr Blickfeld. Ohne zu zögern rappelte sie sich auf und rannte geradewegs zu Sally und dem halbfertigen Schneemann. Der Hund legte lediglich den Kopf zur Seite, als verstünde er nicht, woher die Aufregung der Mädchen kam. Er konnte ja nicht ahnen, dass er der Grund war.

„Sally?“ „Ja?“ „Das ist bloß ein Hund oder?“ hoffend und ängstlich zugleich kam die Frage über Leas Lippen. Sally war schon immer jene von beiden gewesen, die sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ. „Ich weiß es nicht Lea. Von hier hat niemand so einen Hund.“ „Dann ist er vielleicht aus der Stadt hier her gelaufen.“ Lea und Sally mussten bei dem Gedanken lachen. „Er kommt nur aus der Stadt um uns beim Schneemannbauen zuzuschauen. Alles klar Lea.“ Lachend gab Sally ihrer Freundin einen Klaps auf die Schulter. „Ja, und was machen wir jetzt? Er sitzt immer noch da…“ Der Hund legte den Kopf in die andere Richtung und wartete ab was als nächstes passierte.
„Los, lass uns mal zu ihm hingehen“, schlug Sally vor und in Leas Gesicht machte sich augenblicklich entsetzen breit. „Das ist nicht dein ernst oder? Was ist, wenn er Tollwut hat oder uns beißt?“ „Sei nicht so ein Angsthase Lea. Vielleicht ist er ja ganz lieb. Was wäre, wenn er kein Herrchen hat und hier draußen friert oder verhungert?!“ Die Bestimmtheit in Sallys Stimme ließ Lea nur stumm nicken. Langsam und Schritt für Schritt bewegten sich die beiden auf den Hund zu. Lea blieb dicht hinter Sally und klammerte sich an ihrem Wintermantel fest. Beim Gehen versuchte Sally immer wieder Lea abzuschütteln, ohne Erfolg. Wie konnte man nur so ängstlich sein fragte sie sich. Aber auch das machte ihre Freundschaft aus, sie ergänzten sich wunderbar.
Die Mädchen waren nur noch wenige Meter von dem Tier entfernt und Sally streckte bereits den Arm nach ihm aus. „Sally nicht…“ Leas Stimme war nur noch ein Flüstern. Der Hund rührte sich keinen Zentimeter. Kaum eine Armlänge waren sie von dem fremden Hund entfernt. Sally ignorierte das nervöse Zupfen von Lea an ihrem Mantel und machte Anstalten das Tier zu streicheln. „Wow…“ entfuhr es der Rothaarigen „der hat aber ein weiches Fell. Lea du musst ihn auch mal streicheln.“ „Besser nicht.“ Entschied diese und beobachtete dennoch interessiert das Schauspiel. Dem Hund gefiel es. Er begann leicht mit dem Schwanz zu wedeln, als Sally mit einer erneuten Streicheleinheit über ihn herfiel. „Wo ist dein Herrchen?“ fragte sie den Hund, „hast du Hunger?“ Der Schneemann war völlig vergessen. „Na komm kleiner…“ versuchte Sally das Tier zu locken und trat einen Schritt zurück.  „Bist du verrückt? Was hast du vor?“ flüsterte Lea entsetzt. Sie kannte die Antwort schon und war wenig begeistert. „Ich nehm ihn mit nach Hause.“ bestätigte sich Leas Befürchtung. „Das kannst du doch nicht machen…“ „Klar, ich wollte schon immer einen niedlichen Hund haben.“ „Niedlich? Sally kleine Hunde sind niedlich und bei dem hier weißt du nicht mal was es für ein Hund ist und wo er herkommt weißt du auch nicht. Was ist wenn er plötzlich anfängt zu beißen?“ „Na jetzt übertreib mal nicht Lea. Schau mal, der ist doch total lieb. Er braucht nicht mal eine Leine.“ Die beiden Mädchen machten sich auf den Heimweg. Sally glücklich und amüsiert und Lea halb zweifelnd und besorgt. Der Hund lief brav nebenher.