Anmerkung:

Diese kleine Fan Fiction entstand für ein „Duck and Goose“ Spiel. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.


 

Wunder der Magie 

 

 

Es war schon eine halbe Ewigkeit her, seit die Snapes das letzte Mal gemeinsam an einem Tisch saßen, ohne sich anzufeinden. Der Grund dafür war lediglich Severus‘ elfter Geburtstag.

Er konnte leider nicht viel an der frostigen Familiensituation ändern, wo er sich selbst doch für den Grund dieser hielt. Denn er war ein Zauberer.

Nicht ein solcher, wie man sie von anderen Kindergeburtstagen oder aus dem Zirkus kannte, nein er war ein echter Zauberer und stolz darauf. Weniger Stolz hingegen war sein Vater, Tobias Snape. Dieser hielt seinen Sohn für missraten und gab zu einem großen Teil die Schuld daran seiner Ehegattin Eileen. Tobias wollte nie Kinder haben, aber als Eileen ihm nach ihrer Hochzeit einen Sohn gebar, konnte er das auch nicht mehr ändern. Eigentlich hatte er sich mit der Situation, auch Kind genannt, schon abgefunden und es so akzeptiert wie es nun einmal war, unveränderbar. Doch als bei Severus, mit seinen knapp  3 Jahren, kleine Fünkchen Magie auszumachen waren und Eileen vor Stolz fast Platzte, zog der kleine Junge nur noch mehr den Unmut seines Vaters auf sich.

Severus hatte keine wirklich glückliche Kindheit und daher waren solche Momente, wie ebendieser etwas Besonderes für ihn.

 

Heute war Severus‘ elfter Geburtstag und er wusste ganz genau, was das bedeutete. Er war schon lange vor seinen Eltern wach gewesen und hatte wartend am Fenster seines Zimmers gesessen. Doch eine Eule war nicht in Sicht. Auch nicht, als seine Mutter ihn zum Frühstück holte. Nun saßen sie hier in der Küche und aßen gemeinsam. Severus traute sich nicht so recht zu reden, während sein Vater am Tisch saß und auch Tobias verhielt sich so, als ginge ihn das alles nichts an. Einzig Eileen lächelte aufmunternd und stolz ihren Sohn an.

„Ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag Sev“, sagte Eileen liebevoll und überreichte dem Jungen ein mit weinrotem Krepppapier verpacktes Geschenk. Von jetzt an wird alles besser, fügte sie in Gedanken an. Severus murmelte ein leises Dankeschön und machte sich daran die grüne Schleife zu lösen. Der Junge wusste bereits, was er bekommen würde. Ein Buch. Er bekam immer ein Buch. Seit er den ersten zusammenhängenden Satz lesen konnte, bekam Severus Bücher zu Weihnachten und zum Geburtstag. Severus mochte seine Bücher sehr, denn außer ihnen und der kleinen Lily Evans von nebenan, hatte er keine Freunde. Severus besah sich den braunen Ledereinband des Buches und streichelte fast liebevoll den Titel, der in goldenen Lettern auf den Umschlag geprägt war, als ihn ein Räuspern aus seinen Gedanken riss.

„Ich habe auch etwas für dich“, als diese Worte Severus‘ Gehörgang erreichten, konnte er auch seine Augen mit dem größten Willen nicht daran hindern, weit aufgerissen auf den Ursprung zu starren.

Tobias Snape hatte doch tatsächlich sein weiches Herz entdeckt. Auch Eileen musste kurz nach Luft schnappen. Heute schien ein wahrlich guter Tag für Severus zu sein.

„Es ist nichts Großes oder Bedeutsames, aber da du uns ja nun bald verlassen würdest, schien mir ein Geschenk doch angemessen.“ Auch Tobias wusste, dass Severus heute einen Brief bekommen würde. Und genauso wusste Severus den ironischen Unterton in der Stimme seines Vaters zu deuten. Es war also kein Geschenk zu seinem elften Geburtstag sondern vielmehr ein Geschenk dafür, dass er bald nicht mehr mit ständiger Anwesenheit in seinem Elternhaus glänzte.

So tat der junge Snape wohl gut daran dies einfach hinzunehmen und darauf zu hoffen, dass dieses Geschenk nicht wie die übliche Behandlung durch seinen Vater ausfallen würde. Tobias hatte das Verteilen von Geschenken leider nicht erfunden und so stellte er die Schüssel Erdbeeren mit Sahne einfach vor seinen Sohn, ohne einen weiteren Kommentar zu verlieren. Severus sah erst von der Schüssel zu seinem Vater und von diesem wieder zur Schüssel, ehe er achselzuckend von der Sahne naschte. Soweit wie Verbitterung bei einem Elfjährigen reichen konnte, so schnell war sie beim Anblick der fruchtig roten Erdbeeren auch wieder verflogen. Severus bekam in diesem Moment den Hauch einer Ahnung, was Familie bedeutet.

Und während Tobias und Eileen Snape ihrem Sohn beim Früchtenaschen zusahen, bemerkten sie nicht, wie die das Wunder der Magie etwas veränderte. Ihr Leben und das ihres Sohnes.

 

Natürlich hatte Severus den Brief aus Hogwarts vor 31 Jahren bekommen und der Sprechende Hut  hatte ihn nach Hufflepuff geschickt. Was will man machen, die Wunder der Magie sind unergründlich. Wenn man heute so zurück denkt, hat das wohl keiner kommen sehen, geschweige denn für möglich gehalten. Dennoch ist Severus Lehrer auf Hogwarts geworden – der Schule für Hexerei und Zauberei. Der stets in tiefes schwarz gehüllte junge Mann (mittlerweile) unterrichtet das Fach Wahrsagen und nebenbei Leitet er den Schulchor, welcher zu jeder sich bietenden Gelegenheit auftritt. So auch heute, an diesem wunderbaren sommerlichen Mittwoch. Die letze Klasse hatte Severus gerade in den Nachmittag entlassen und wollte sich eigentlich mal wieder seinem privaten Studium der Muggelkunde widmen, als ihn eine Eule seines Schulleiters erreichte.

 

Lieber Severus,

da heute so ein wunderschöner Sommertag ist, möchte ich dich einladen mit mir und dem Lehrerkollegium am schwarzen See eine Strandparty zu veranstalten.

Mit frechem Grinsen

 

Albus Dumbledore

 

Sofort war die Muggelkunde vergessen und ein breites Grinsen zeichnete sich auf Severus‘ blassem Gesicht ab. Eiligen Schrittes machte sich der Lehrer auf den Weg zu seinen Gemächern. Dort angekommen überlegte er nicht lange, schwang seinen Zauberstab und augenblicklich flogen ihm die Schubladen seines Kleiderschrankes förmlich entgegen. Das wonach er gesucht hatte blitzte in einem fast leuchtendem Pink unter seinen schwarzen Socken entgegen. Seine geblümte Badehose. Ein weiterer Schwenk seines Zauberstabes und er war umgezogen. In all der Eile zum See zu kommen und die Sonne zu genießen hatte Severus aber eines vergessen. Jeder konnte ihn sehen. Halb nackt. Erschrocken drehte er sich noch einmal zu seinem Kleiderschrank um und besah sich im körpergroßen Spiegel. Eindeutig. Er musste sich die Beine wieder rasieren. Ohne noch mehr Zeit zu verlieren eilte der ehemalige Hufflepuff in das angrenzende Bad und drehte den Duschhahn auf.  Völlig in Gedanken an die Party und in guter Laune versunken stand er unter dem prasselnden Wasser und schäumte sich erst das linke und dann das rechte Bein ein. Ehe seine Sommerlaune noch überhandnahm begann er, ohne es zu merken, mit seiner tiefen Bassstimme ein Lied anzustimmen. Und durch das angekippte Badfenster drängten sich die wohlklingenden Töne nach draußen während Severus die Rasierklinge an seinen Haaransatz legte:

I’m A Barbie Girl In the Barbie World. Life In Plastic, It’s Fantastic. You Can Brush My Hair, undress Me Everywhere.Imagination, Life Is Your Creation. Come On, Barbie, Let’s Go Party…” 

Die Wunder der Magie sind unergründlich, selbst für jene, die trotz aschfahler Haut in einer pink-geblümten Badehose gut auszusehen glauben.